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Kulturregionen in Rheinland-Pfalz

Fachtagung zu Kulturregionen in Rheinland-Pfalz Landesmuseum Mainz am 26.08.2019

Regionale und kulturelle Profile können einen Beitrag zur Standortentwicklung leisten, die touristische Attraktivität erhöhen und einen Identifikations- und Orientierungsrahmen bilden für Einwohnerinnen und Einwohner bieten. Mit diesem frappierenden Bekenntnis haben die Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz, die GDKE und die ZIRP eine Fachtagung angekündigt, die Auftakt eines neuen Kooperationsprojektes für die Identifikation kultureller Profile und ihre Inwertsetzung sein sollte. Dazu haben sich am frühen Montagmorgen knapp 100 „Fachleute“ aus Institutionen, Vereinen, Ämtern und Initiativen im Vortragssaal des Mainzer Landesmuseums zusammengefunden. Auch die Prominenz, Professoren und Direktoren, Geschäftsführer und Vorständler, alles bekannte Gesichter, die für die zahlreichen Kulturaspekte in Rheinland-Pfalz stehen. In der ersten Reihe der Staatsminister, Prof. Konrad Wolf, der das Grußwort sprach und zugleich auch die Auftaktfrage der Moderatorin nach „Heimat“ versuchte zu beantworten. Bei der einführenden Slido - Audience Interaction hat Berichterstatter versagt. Aber das Thema hat er verstanden. Dennoch, obwohl die Moderatorin zugleich Mitarbeiterin eines „Labors für gesellschaftliche Wertschöpfung“ ist, hat die Frage nicht spannender gemacht, zumal sie zugleich das Ergebnis der aktuellen Vermächtnis-Stu die zitierte: Heimat ist wichtig! Aha!

Nun denn, der Kulturminister sprach vom Kulturellen Erbe, von Veränderungen und erwähnte alles, selbst den Menschen in der Moderne. Im Grunde listete er eine politische Erfolgsmeldung spätestens seit der Erfindung des Kultursommers auf, hoffte dann noch auf die Impulse von außen – was mir bei den Erfolgen eigentlich über flüssig scheint. Anschließend ein Experten-Trio im Gespräch. Antje Heinz, die Moderatorin aus dem Labor, befragte Heike Arend (ZIRP), den GDKE-Direktor Thomas Metz und nicht zuletzt den EA-Vorstand Rainer Zeimentz nach ihrem Verständnis und ihrer fachlichen Einschätzung von Kulturlandschaft. Besonders erwähnenswert ist der Beitrag von Zeimentz gewesen, der etwas wirklich Kluges zum Klischee einer Region und ihrer realen Abweichung sagte. Wir leben – anders als zur Zeit der Romantik - heutzutage in einer aufgeklärten, bildungsnäheren Gesellschaft, so dass die Vermittlung und Präsentation der Region durchaus komplexer seien und differenziertere Angebote leisten müssten. Malediven seien ebenso wenig Traum wie Mittelrhein romantisch. Das war wirklich gut, was er gesagt hat, die BUGA -Herausforderung schärft offensichtlich die Argumentationen – dieses Mal in eher theoretisch-konzeptionellem Denkansatz! Da war dann Thomas Metz wieder geerdeter und sprach vom materiellen und immateriellen Kulturerbe, das Erstere könne man anfassen, das andere könne man - z. B. – begießen. Die Gesprächsrunde war gut, habe H. Zeimentz erstmals so gründlich wahrgenommen. Die Moderation war zackig, das ging zügig.

Die anschließenden Vorstellungen von zwei Beispielregionen war ebenso angemessen zügig. Während die Beispiele aus der Region Stuttgart für den aufmerksamen Zuhörer eher Kunstinstallationen im öffentlichen Raum schienen, beinhaltete der zweite Vortrag das sog. RegioBranding, eine BMBF-finanzierte Forschungsstudie, die über die geographischregionalen und sozio-kulturellen Identitäten ausgewählter Beispielregionen im Norden Deutschlands berichtete. Sowohl im Großraum Stuttgart als auch auf dem platten Land zwischen der Steinburger Elbmarsch, Lübeck und Wendland haben sich unterschiedliche, und regionaltypische Aktivitäten entwickelt. Alle auch verbunden mit einer inhaltlichen und kulturellen Hinterfragung eigener Identitäten und Spezifika. Eindrücklich ist der Bauwagen im Großraum Stuttgart, umgebaut als Frisiersalon, wo man und frau unter der Haube Geschichten hören können über Menschen in Landschaft und Stadt (das Narrative einer Region).

Abschließend drei Workshops, Unterzeichner hatte den Themenraum „Standort und Vermarktung“ gewählt. Gut gemacht, interessante Diskussionen. Wichtiges Ergebnis einvernehmlich: die Einbeziehung der Betroffenen und die Auseinandersetzung mit dem Wertekanon.

Die Abschlussrunde hat sich der Berichterstatter sparen müssen, weil Termindruck andernorts! Aber muss sagen: gute Veranstaltung. Mal schauen was draus wird. Als Landschaftsarchitekt bin ich skeptisch, zumal vor etwa 10 Jahren bereits ähnliche Veranstaltung durchgeführt wurde. Ebenso groß aufgehängt mit wichtigen Menschen und wissenschaftlicher Begleitung. Im Ergebnis gibt es die Kulturlandschaftsregionen im Landesentwicklungsprogramm. Planungspraktisch ohne Belang. Das Knowhow der spezifischen Disziplinen im Land ist nicht weiter befragt worden.

So sachlich geboten mir das Thema scheint, so praktisch irrelevant wird es für den operativen Berufsstand sein. - Leider!

Kaiserslautern, den 26.08.2019